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Wieso brauchen wir zusätzliche Hilfe?

Warum leistet die Schule das nicht?

Was für ein Glück, dass wir in unserer Zeit in einem Land leben, in dem der Staat ohne unser aktives Zutun jedem schulpflichtigen Kind einen kostenlosen Platz im Bildungssystem, sprich der Grund-, Haupt-, Realschule, bis hin zum Gymnasium zusichert. Das meine ich absolut ehrlich! Kostenfrei und ganz in der Nähe des jeweiligen Wohnorts sind die staatlichen Schulen öffentlich und für jede:n zugänglich, so dass Lesen-, Schreiben- und Rechnenlernen von staatlicher Seite so gut wie garantiert werden.

Natürlich gibt es eine Menge Aspekte, die man an diesem Schulsystem kritisieren kann und/oder verbessern könnte. Das ist wichtig und richtig in einem Land, das hohe Ansprüche an seine Bildungsstandards und den Nachwuchs stellt. Trotzdem ist unsere „Normalität“ keineswegs der übliche Durchschnitt, was Bildungsmöglichkeiten angeht. Und leider macht sich kaum noch jemand bewusst, in welch einer privilegierten Situation wir uns damit befinden. Denn: In den meisten anderen Ländern dieser Erde muss man für schulische Bildung entweder von Anfang an viel Geld aufbringen oder andere organisatorische Strapazen (wie z. B. stundenlange Schulwege) und Verzichte, Einkommenseinbußen (weil die Kinder zum Arbeiten ausfallen) oder sogar beides auf sich nehmen, um den Kindern nur die Grundbildung wie Lesen-, Schreiben- und Rechnenlernen zu ermöglichen. Von weiterführenden Schulen ist dabei noch gar nicht die Rede.

Bei uns obliegt den vom Staat geprüften und gründlich theoretisch und praktisch ausgebildeten Lehrer:innen die Aufgabe, den Kindern dieses Landes in Klassen von bis zu 37 Kindern die vom Kultusministerium vorgegebenen Stoffmengen in der ihnen vorgeschriebenen Zeit nach den zumeist außerdem vorgeschriebenen Methoden zu vermitteln. Das ist ein Ansatz, der garantieren soll, dass so vielen Kindern wie möglich, am besten allen Kindern des Landes, auf verschiedenen Niveaustu-fen vergleichbare Bildungsabschlüsse ermöglicht werden. Was impliziert, dass in diesem Konzept jedoch gleichzeitig nur sehr wenig Spielraum für Rücksicht auf starke Einzelbedürfnisse übrig bleiben kann.

Die jedoch aufgrund des gesellschaftlichen Wohlstands gegenwärtig immer stärker werdenden Bedürfnisse nach individualisiertem Unterricht, Methodenvielfalt & Multiperspektivität zu einem Thema, pädagogischer Versiertheit, Binnendifferenzierung, Freiräumen nach Lernen im individuel-len Tempo und weniger leistungsorientiertem Arbeiten und Lernen sind zwar soziologisch verständ-liche und vorhandene Gesellschaftsentwicklungen. Bildungspolitisch aber sind sie konzeptuell nur und auch nur bis zu einem gewissen Grad innerhalb der Grundschulzeit vorgesehen und umsetzbar.

In den weiterführenden Schulen – vor allem im Gymnasium (am schlimmsten in G8) – haben auch die engagiertesten, motiviertesten & idealistischsten Lehrkräfte aufgrund der Gegebenheiten des Schulsystems, das ebenjene Garantie für Abschlüsse fokussiert, beim Jonglieren mit durchschnitt-lich 35 Kindern in einer Klasse und dem Stundenpensum, das sie unterrichten müssen, wenn sie davon leben wollen (auch wenn sie verbeamtet sind), bei allen staatlichen Stoffmengen-, Metho-den-, Korrektur- und Bewertungsvorgaben kaum Freiraum, um auf individuelle Bedürfnisse einzelner Schüler:innen einzugehen.

Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass ein Kind im Laufe seiner Schullaufbahn aufgrund einer längeren Krankheit, eines Schulwechsels, der Konzentration auf andere wichtige Themen und Lebensbereiche und/oder sozialer Herausforderungen mal in dem einen oder anderen Fach einen gewissen Aufholbedarf aufweist. Das kennen die meisten Schüler:innen. Solche kleinen Lücken lassen sich meistens mit Freund:innen wieder aufarbeiten oder eben im Zeugnis durch andere Noten wieder ausgleichen. Es gibt kaum Schüler:innen, die im Lauf ihres Schullebens nicht das ein oder andere kleine Formtief hatten. Nur Mut also!

Akuter Handlungsbedarf besteht jedoch, wenn solche Lücken mehrere Hauptfächer gleichzeitig betreffen und sie inhaltlich größere Themengebiete umfassen, wie z. B. bei einem Schulformwechsel (von Realschule zu Gymnasium) oder einem Lehrwerkswechsel in den Fremdsprachen. Da in den Hauptfächern die fortlaufenden, verschiedenen Themen aufeinander aufbauen und deshalb alles dem akuten Thema Vorangehende als bekannt vorausgesetzt wird, sind vorhandene systematische Stofflücken dauerproblematisch und führen im Zweifelsfall zu immer schlechter werdenden Zensuren, die erst dann besser werden können, wenn die System-Lücken verstanden sind. Denn damit kann man auch alles andere verstehen, das darauf aufbaut. Solche System-Lücken sollten so schnell wie möglich geschlossen werden, damit der Abstand zum aktuellen Lernstand der Klasse nicht zu groß wird und auch so aufgeholt werden kann, dass der/die Schüler:in selbständig weiterarbeiten kann. In der Regel sind solche System-Lücken nicht durch reines Vokabel- und Verbformenlernen zu schließen. Hier stehen vor allem Sprachstruktur und Grammatik auf der inhaltlichen Tagesordnung.

Benötigt ein Kind aufgrund solcher System-Lücken in einem Hauptfach oder einer Fremdsprache deutlich mehr zusätzliche, individuelle und kreative Einzelbetreuung, kann das daran liegen, dass es eine andere Methode, länger Zeit, mehr Motivation, ausführlichere Erklärungen, mehr Übung, stärkere Einzelansprache, mehr Aufmerksamkeit, mehr Begleitung oder alles zusammen benötigt als der Schulunterricht leisten kann, der im Stoff voranschreiten muss. Was also tun?

Tatsächlich kann man als Elternteil mit Motivation und Engagement selbst in die Bresche springen, liest sich den Stoff und dazugehörige Übungsmethoden an, lässt sich in Kursen im Internet pädagogisch und didaktisch ausbilden und erlernt neben dem sowieso anfallenden Arbeits- und Alltagspensum „mal eben“ den Stoff, den das Kind nicht verstanden hat, um dann selbst eigene, zusätzliche Zeit fürs Kind in gemeinsames Üben, Erklären, Begleiten, Überwachen und Motivieren zu investieren, damit es den Anschluss wieder bekommt. – Das setzt voraus, dass sich das Kind von seinem willigen und engagierten Elternteil auch etwas erklären lässt. Hier empfiehlt sich eine realistische Einschätzung im Vorfeld.

Oder man lagert diese Aufgabe und Funktion nach außen aus, was bedeutet, dass man jemanden sucht, der diese zusätzliche Zeit und Begleitung in das eigene Kind investieren kann. Je nach aufzuarbeitendem Stoff und aufzuholender Menge benötigt man dafür entweder didaktisch & pädagogisch ausgebildete, professionelle Lehrkräfte, die einen systematischen Aufarbeitungsplan vorlegen können oder auch motivierte Laienkräfte, die im Wesentlichen zusätzlichen, zeitlichen Übungsbedarf mit dem eigenen Kind abdecken können. Beides ist hilfreich, die Auswahl hängt vom konkreten Bedarf ab.

Sollten Sie unsicher sein, welcher konkrete Aufarbeitungs-Bedarf bei Ihnen/Ihrem Kind vorliegt, sprechen Sie mit der schulischen Lehrkraft (Ihres Kindes) des Fachs, in dem der Bedarf besteht. Sie wird Ihnen sagen können, ob eher eine systematische, professionelle Aufarbeitung von Sprachver-ständnis und -aufbau nötig sind oder ob es reicht, mehr Vokabeln und Verbformen zu üben. Sollte bereits eine Note von 4- oder schlechter vorliegen, muss die Lehrkraft einen sogenannten Förderplan vorlegen, in dem schriftlich fixiert wird, worin die konkreten Wissens-Lücken des Lernenden bestehen. Fragen Sie danach!

Eine professionell qualifizierte Nachhilfe wird diesen Förderplan systematisch anhand des in der Schule verwendeten Lehrwerks mit dem betroffenen Lernenden abarbeiten. Nur so ist ein schneller Anschluss an das in der Schule aktuell benötigte Hintergrundwissen gewährleistet.

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