Vor- und Nachteile von Unterricht bei Laien & bei Profis
Die Vor- und Nachteile von beiden Adressaten liegen auf der Hand:
Meistens bieten ältere Schüler:innen oder Lehramts-Student:innen ihre Dienste als Nachhilfe-Lehrer:innen an. Sie sind wunderbare Sparrings-Partner zum Üben und Lernen von Vokabeln & Verbformen und können ihre Unterstützung finanziell deutlich günstiger anbieten als professionell ausgebildete & selbständige Lehrkräfte.
Dennoch bleiben sie fachlich und didaktisch Laien. Laien sollten, um Nachhilfe zu geben, den zu erarbeitenden Stoff selbst zu mindestens 95% richtig anwenden können und in besseren Fällen das Sprechen der Fremdsprache (z. B. aufgrund eines Auslandsaufenthaltes) ähnlich flüssig wie ihre eigene Muttersprache beherrschen.
In den seltensten Fällen jedoch verfügen sie über die pädagogische & didaktische Handhabe, eine Sprache (oder ein anderes Fach) als System zu vermitteln. Sie kennen zwar ihre eigenen Unterrichtserfahrungen als Schüler:innen und wissen, was ihnen geholfen hat. Das muss aber noch nicht heißen, dass genau diese Methode oder Erfahrung diejenige ist, die Ihrem Kind weiterhilft. Als Student:innen sind sie an der Universität noch dabei, das Fachwissen vollständig und die Theorie des Unterrichtens überhaupt zu erlernen, so dass keine methodische oder pädagogische Flexibilität & Variabilität erwartet werden kann.
Für die systematische Vermittlung von grammatischen Zusammenhängen und das Aufarbeiten von mehreren Monaten Unterrichtsstoff erscheint es jedoch sinnvoller, auf staatlich ausgebildete und erfahrene Lehrkräfte zurückzugreifen. Für eine examinierte und erfahrene Lehrkraft ist es kein Problem, die Systematik eines ihr fremden Lehrwerks zu überblicken und zu analysieren, an welcher Stelle dieses Systems mit dem Aufarbeiten im Einzelfall begonnen werden muss, um so schnell wie möglich Fortschritte zu erzielen.
Professionelle und erfahrene Lehrkräfte wissen, wie Lehrer:innen an einer öffentlichen Schule in ihrem Bildungszweig arbeiten (müssen). Sie kennen die Vorgaben, nach denen sich staatliche Lehrkräfte zu richten haben und wissen, welche Anforderungen deshalb auch die Schüler:innen bewältigen müssen. Sie wissen, in welcher Reihenfolge es Sinn macht, Stoff aufzuarbeiten und in welcher Reihenfolge Aufarbeitung verwirrt. Sie wissen, nach welchen Vorgaben Klassenarbeiten konzipiert sein müssen (ja, auch dafür gibt es Vorschriften) und sie kennen aufgrund ihrer Erfahrung die häufigsten und üblichen Verstehens-Stolpersteine in den einzelnen fachlichen Thematiken, weil sie bereits viele Schüler:innen darin unterrichtet haben.
Das bedeutet aber auch, dass sie sowohl die vollständige staatliche Ausbildung durchlaufen haben als auch bereits einige Jahre Praxiserfahrung gesammelt haben müssen. Und wenn sie dann freiberuflich arbeiten, weil sie – aus welchen Gründen auch immer – eben nicht in die Verbeamtung gegangen & daher außerhalb des Schulsystems anzutreffen sind, müssen sie in irgendeiner Form davon leben können, was sie nicht günstig macht.