Preis-Vergleich
Keine Frage, Qualität hat ihren Preis. Da wir in Deutschland jedoch gewohnt sind, für Schulunterricht kein Geld auszugeben, ist die emotionale Hemmschwelle üblicherweise höher, für Zusatz-Unterricht in Schulfächern Geld auszugeben.
Dennoch sind wir gewohnt, für andere Arten von Unterricht oder professionelle Unterstützung in verschiedenen Bereichen zu bezahlen. Dabei ist es immer wichtig, sich bewusst zu machen, welcher Preis für welche Leistung aufgerufen wird und auch, welche Qualifikation(en) man für welchen Stundenlohn erwarten kann. Denn anders als in den öffentlichen Schulen, wird Privatunterricht auf freiberuflicher Basis gegeben (wenn er nicht „unter der Hand“ läuft) und fällt unter alle selbstständigen Besteuerungskategorien (plus staatliche Rentenversicherungspflicht).
Wenn Sie eine Haushaltshilfe beschäftigen, die nicht über eine offizielle Vermittlung kommt, sondern „privat“ von einer Nachbarin oder Bekannten empfohlen wurde, bezahlen Sie für Aufräum-, Putz- und Sauberkeitsdienste bei Ihnen zuhause pro Zeitstunde im Schnitt 15€ – 25€.
Eine sportliche Gruppen-Trainingseinheit mit mindestens 15 Teilnehmer:innen kostet im Durchschnitt 12,50€. Der/Die Trainer:in verdient also 187,50€/Stunde.
Eine Stunde Reitunterricht oder Einzeltraining beim Golftrainer ist in der Regel nicht für unter 50€ zu bekommen und eine Tennisstunde kostet je nach Erfahrung & Qualität des Trainers zwischen 40€ und 80€.
Ein Friseurbesuch kostet pro Zeitstunde ca. 60€ – 80€ (für Frauen jedenfalls).
Eine Stunde Einzel-Instrumentalunterricht kostet – je nach Qualifikation und Erfahrung der Lehrkraft – im Schnitt 83,52€/45 Minuten (nur mit einem längerfristigen Vertrag).
Eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt kostet im Schnitt 100€ und der Stundenlohn eines selbständigen Handwerksmeisters fängt bei 85€ an, sonst kann er nicht davon leben.
Für eine Stunde osteopathischer Behandlung bezahlen Sie 90€ – 120€.
Eine Steuerfachangestellte berechnet für ihre Arbeit pro Stunde mindestens 100€, eine allgemeine Steuerberatung kostet ab 150€/Stunde und eine Steuerberatung mit Wirtschaftsprüfungsfaktoren kostet ab 200€/Stunde aufwärts, je nach Spezialgebiet..
Einen Rechtsanwalt können Sie pro Arbeitsstunde für ab 250€ aufwärts konsultieren.
Der gegenwärtig aktuelle Mindest-Stundenlohn in Deutschland beträgt 9,82€ für Tätigkeiten, die man als ungelernte Hilfskraft unmittelbar in der abgerechneten Zeit direkt vor Ort ableistet, ohne dafür zuhause vor- oder nacharbeiten zu müssen.
Für klassische Nachhilfe z. B., die von Schüler- oder Student:innen gegeben wird, die entweder Muttersprachler:innen sind oder in der Schulzeit gut im angefragten Fach waren, bezahlen Sie zwischen 15,-€ und 20,-€ pro Schulstunde (= 45 Minuten). Hier wird bei den Hausaufgaben geholfen und im besten Fall werden Verbformen und/oder Vokabeln geübt.
Werben Institute oder Online-Nachhilfe-Portale mit extrem günstigen Tarifen von unter 10€/Stunde oder sogar im Monat, können sie dies nur tun, weil sie an der Masse ihrer Schüler:innen verdienen und an der Bezahlung der Tutor:innen sparen. Dies sind dann in der Regel entweder Muttersprachler:innen im Ausland, die online deshalb günstig zur Verfügung stehen, weil sie im Ausland günstig eingekauft werden können oder inländische Hilfskräfte auf 450,-€-Basis, denen ein internes Konzept vorgegeben wird, dem sie inhaltlich folgen, ohne selbst Vor- und Nachbereitungszeit investieren zu müssen.
Ihr Kind folgt hier einem Anbieter-internen Kurs, dessen inhaltliches Konzept festgelegt und vorgegeben wird und nicht individuell auf Ihren akuten Bedarf, die persönliche Situation und das schulische Lehrwerk zugeschnitten ist. Eine Lernstandanalyse zu Beginn, mit der häufig geworben wird, entscheidet lediglich, an welcher Stelle der/die einzelne Lernende neu in den vorgegeben Kurs einsteigt. Diese Form eignet sich gut zum Sprachenlernen „nebenher“, als Hobby.
Benötigen Sie für Ihr Kind akute fachliche Hilfe, die auf Ihre Bedürfnisse, Ihre Situation und Ihre konkrete schulische Lernsituation zugeschnitten ist, brauchen Sie die Fähigkeiten und das Wissen einer examinierten und schulerfahrenen Fachlehrkraft, die sowohl die Bedingungen und Rahmenrichtlinien kennt, nach denen die schulischen Lehrkräfte arbeiten (müssen), als auch eine, die fachlich, pädagogisch, zeitlich und didaktisch in der Lage ist, sich individuell auf die akuten Bedürfnisse Ihres Kindes in seiner konkreten Lernsituation einzustellen.
Bedenken Sie, dass eine Lehrkraft dafür sowohl ein ordentliches Gymnasiallehramts-Studium (von mindestens 5 Jahren) abgeschlossen, für eine Sprache im fremdsprachlichen Ausland gelebt und mehrere Jahre Praxiserfahrung in einer staatlichen oder staatlich anerkannten Schule gesammelt haben muss, um diesen Anforderungen in jeglicher Variation gewachsen zu sein.
Bei Lernrückständen über mehr als ein halbes Schuljahr aufgrund von langwieriger Krankheit, häufigen Lehrerwechsels, starker psychologischer Belastungen oder auch durch Schulwechsel und Umzüge, die gelegentlich Lehrwerks-Wechsel (und dadurch Abweichungen im Aufbau des Grundwortschatzes, der grammatischen Sprachstruktur und der Kommunikationskompetenzen) mit sich bringen, können standardisierte Nachhilfe-Konzepte nicht wirklich weiterhelfen.
Hier wird professioneller Individual- oder Privatunterricht benötigt, der nur von examinierten und erfahrenen Gymnasiallehrer:innen gewährleistet werden kann. Für eine Lehrkraft in einer solchen Selbständigkeit bedeutet das, dass mindestens die Hälfte der Kosten, die für eine Stunde gehaltenen Unterricht fließen, in Steuer-, Sozialabgaben und staatlich geforderter Rentenversicherung verschwinden. Ganz davon abgesehen, dass die Krankenversicherung vom übrigen Rest ebenfalls bezahlt sein will und Vor- und Nachbereitung, Kontakt mit den schulischen Lehrkräften und den Eltern zeitlich dazu kommt.
Der gegenwärtig aktuelle Mindest-Stundenlohn in Deutschland beträgt 9,82€ für Tätigkeiten, die man als ungelernte Hilfskraft unmittelbar in der abgerechneten Zeit direkt vor Ort ableistet (ohne Vor- oder Nachbereitung zuhause außerhalb der bezahlten Zeit).
Wenn man bedenkt, dass eine Lehrkraft keine anderen Schüler:innen unterrichten kann, sobald sie einem/r Lernenden Einzelunterricht erteilt und die zeitliche Begrenzung bei max. 27 Unterrichts-stunden (à 45 Minuten) pro Woche liegt (denn der Unterricht muss außerhalb der tatsächlich erteilten Unterrichtsdauer noch vor- und nachbereitet werden), dann kann man sich ausrechnen, dass eine Lehrkraft, die für 20,-€ oder 25,-€/Zeitstunde selbständig unterrichten würde, davon nicht leben kann. Trotz Studium, Qualifikation, Examina & Praxiserfahrung läge dann ihr Netto-Stundenlohn knapp über dem gesetzlich festgelegten Mindestlohn für ungelernte Hilfstätigkeiten.
Fazit:
Sie können Nachhilfe in verschiedenen Formen für sehr unterschiedliche Preisklassen im Internet, bei privaten Student:innen-Vermittlungs-Plattformen, bei Internet-Vermittlungs-Foren oder sogar bei Nachhilfe-Instituten in sehr unterschiedlicher Fach-Qualität buchen. Auf eine staatliche Prüfung vorbereitenden, die schulische Qualifikation unterstützenden Extra-, Individual- und Privatunterricht von staatlich examinierten Fachlehrkräften mit schulischer Unterrichtserfahrung finden Sie in der Regel auf solchen Plattformen nicht.
Hier bleibt zunächst zu klären, ob der reale Bedarf des eigenen Kindes solch qualifizierte Leistungen tatsächlich benötigt – oder ob es nicht mit Überwindung des inneren Schweinehundes und regelmäßigem Vokabel- und Formenlernen schon vorwärts geht. Sollte sich herausstellen, dass echte Wissenslücken in fremdsprachlicher Sprachstruktur und Grammatik deutlich über ein halbes Jahr Unterrichtsstoff hinausgehen, benötigen Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich qualifizierteren Privatunterricht als übliche Nachhilfe.